Muckefuck. Berlin. Links. Ungefiltert.

Dienstag, 23. April 2024

Wir werden alle sterben:
Mehr Tode als Geburten

Die Zeit drängt in P-Berg:
Hoffnung fürs Tuntenhaus?


Privates und Berufliches trennen:
Jugendtreffs in Fhain müssen schliessen
Nathan Mattes
Guten Morgen,

und alles Gute an alle Adalberts, Georgs, Gerhards und Jürgens! Der 23. April ist nicht nur euer Namenstag, sondern auch der Tag des deutschen Bieres, quasi der Valentinstag der deutschen Brauereien. Internationales Bier muss sich bitte noch bis Anfang zum ersten Freitag im August bis zu seinem Tag gedulden. Wohl bekomm’s!

Ob es bis dahin noch genug Berliner*innen gibt? Die Chancen stehen gut, aber mit Sicherheit kann man es nicht sagen, denn: In Berlin sterben mehr Menschen, als geboren werden!

Ohne Migration ist es also nur eine Frage der Zeit, bis Berlin endgültig das Zeitliche segnet. Wem kann man es verübeln, wenn man in Zeiten von Krisen, Kriegen, Kapitalismus und unbezahlbarem Wohnraum lieber keinen Nachwuchs in die Stadt setzt? Ob wir Lebenden das Ende Berlins noch erleben werden? Mit größter Wahrscheinlichkeit nicht.

Die gute Nachricht: Letztes Jahr erblickten in der ganzen Stadt 33 425 Menschen das Licht der Welt – das sind allerdings über 11 Prozent weniger als im Vorjahr, wie das Amt für Statistik am Montag mitteilte. Die meisten Kinder brachte der On-Demand-Lieferdienst Storch dabei in den Bezirk Pankow, gefolgt von Mitte.

Die nicht so gute Nachricht: Im gleichen Zeitraum starben insgesamt 37 455 Berliner*innen, in Summe nach Adam Riese 4030 mehr als der Nachwuchs. An dieser Stelle erst mal: Rest in Peace, Rest in Pieces oder Rest in Power. Aber: Wenn es ohne Zuzug bei diesem Geburtendefizit bleibt, so gibt es in rund 962 Jahren zwar keine Berliner*innen mehr, im Umkehrschluss aber wohl jede Menge bezahlbaren Wohnraum.

Die Jobs der Berliner Bestatter*innen sind aber auch so auf jeden Fall auf absehbare Zeit gesichert, denn: Unterm Strich wuchs die Berliner Bevölkerung 2023 um 34 000 Menschen munter weiter. Zwar werden auch die irgendwann alle sterben, aber mit bezahlbarem Wohnraum wird es ohne Vergesellschaftung wahrscheinlich nichts mehr.

Unter den 33 425 Frischlingen gibt es 29 Georgs, 12 Gerhards, 5 Jürgens und immerhin einen einzigen Adelbert – wenn auch mit e. Mit Varianten sind es jeweils noch etwas mehr, außer bei Adelbert. Nathan, mein eigener Vorname, scheint mit 32 neuen Vertreter*innen wesentlich beliebter zu sein als zu Zeiten meiner Geburt, aber auch nichts im Vergleich zu neuen Adams: Hier darf sich Adam Riese auf und über 232 potentielle Nachfolger*innen freuen. Wie beliebt euer Name ist, das könnt ihr schön selbst rausfinden, die Daten stehen frei im Netz.

Bild des Tages

Seltener Anblick, aber wer macht in 962 Jahren das Licht aus? | Foto: dpa/Christophe Gateau

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Eine gute Nachricht, oder zumindest etwas Hoffnung, gibt es indes auch für Prenzlauer Berg, genauer gesagt für die Kastanienallee 86. Seit dem Verkauf des baufälligen Tuntenhauses kämpfen die Bewohner*innen des ältesten queeren Hausprojektes der Hauptstadt gegen Abriss und Verdrängung.

Am gestrigen Montag war das Tuntenhaus Thema im Stadtentwicklungsausschuss und die Zeichen stehen gar nicht so schlecht, dass das Vorkaufsrecht geltend gemacht werden kann – aber nur, weil das Haus in keinem guten Zustand ist. Ob das Haus stehen bleibt, ist weiter offen. Interessantes Detail am Rande: Vor rund einem Jahr wurde dem Bezirk das Haus zum Kauf angeboten, das verlief dann aber leider im Sande.

Die Zeit drängt: Die Frist zum Vorkauf läuft am 15. Mai ab und bis dahin muss ein – entsprechend großer – Geldtopf mit Kleingeld gefunden werden: Das Haus wurde letztens für eineinhalb Millionen Euro verkauft. Mehr zum aktuellen Stand und zum Verantwortungs-Pingpong hat »Muckefuck«-Kollege Patrick Volknant für euch aufgeschrieben.

Kurzen Prozess hingegen hat das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg gemacht: Es hat die Zusammenarbeit mit zwei Jugendtreffs für junge FLINTA fristlos aufgekündigt, das sofortige Ende der Zusammenarbeit wird dabei mit der politischen Einstellung von einzelnen Mitarbeiter*innen begründet.

Man kann vom sogenannten Palästina-Kongress und der Teilnahme halten was man will und sicher auch nicht mit Allem einverstanden sein, was Leute den lieben, langen Tag auf ihren privaten Instagram-Accounts posten. Aber dass die einzigen queerfeministischen Jugendeinrichtungen des Bezirks mit einem Fokus auf Migrant*innen mit dieser Begründung geschlossen werden, ist doch schwer nachvollziehbar. David Rojas Kienzle vom Team Hauptstadtregion hat für euch mit Beteiligten gesprochen und Pressemitteilungen gelesen.

Zum Schluss noch eine traurige Meldung: Vor einer Woche berichtete der »Muckefuck« von Manne, der mit seinen 84 Jahren sein Elternhaus verlassen sollte. Jetzt ist das Urteil da: Er hat drei Monate Zeit, sein Zuhause zu räumen..

Wünscht die Häuser denen, die sie brauchen,
Nathan Mattes
Auch wir Journalist*innen müssen unsere Bohnen verdienen:
Ich trage zur Kaffeekasse bei!

Was heute noch wichtig ist:

Brandenburg: CDU will BER privatisieren

Mit ihrem Wahlprogramm schlägt die Brandenburger CDU ihren Koalitionspartnern in der Landesregierung vor den Bug. Der Hauptstadtflughafen soll demnach an einen »strategischen Investor« verkauft werden.

Matthias Krauß

Krankentage der Beschäftigten im Pausenraum ausgehängt

1336 Beschwerden zu Verstößen gegen den Datenschutz hat es 2023 in Brandenburg gegeben. Die verhängten Bußgelder summieren sich auf 13 900 Euro.

Andreas Fritsche

Anständige Löhne nur im Mutterkonzern

Nur 47 Prozent aller Beschäftigten im Land Brandenburg arbeiten in einem Betrieb, der einem Branchen- oder einem Haustarifvertrag unterliegt. Der Gewerkschaftsbund DGB kämpft für eine Trendwende.

Andreas Fritsche

Aufgemuckt

»Die Rettung wäre ein Bekenntnis zu diesem Berlin.«

Patrick Müller,
Sozialarbeiter und Bewohner des Tuntenhauses

Meine Sicht: Tariflohn immer und überall

Der DGB Berlin-Brandenburg fährt zur brandenburgischen Landtagswahl im September eine Kampagne für mehr Tariftreue. Bitter nötig ist das, zeigt eine neue Studie eines Instituts der Hans-Böckler-Stiftung.
Andreas Fritsche
Wir haben schon mal einen Staat ruiniert

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Die deutsche Industrie hält sich immer noch für spitze. Um konkurrenzfähig zu bleiben, will sie in künstliche Intelligenz und digitale Geschäftsmodelle investieren. Berlin und Brüssel sollen dabei helfen.

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Und später:

26. April um 19:00–21:00, Bibliothek der Freien, Greifswalder Straße 4, 2. Hof, 1. OG, Raum 1102, 10405 Berlin

„Die Plattform“ stellt sich vor

Die Plattform ist eine bundesweit organisierte, anarchistische Föderation. Sie ist in verschiedenen gesell-schaftlichen Kämpfen aktiv, um am Aufbau einer breiten revolutionären Bewegung mitzuwirken.
Sie stellen ihre Organisation und den dazugehörigen Ansatz für anarchistisches Organisieren dar und laden im Anschluss zum Austausch darüber ein, wie politisches Organisieren und soziale Kämpfe in Berlin und Umgebung gestaltet werden können.
Wenn du dich für ihre Arbeit interessierst, Fragen hast oder sogar aktiv werden möchtest, dann komm vorbei! Es ist kein Vorwissen nötig. Bitte komm getestet.

Video des Tages

What if everyone jumped at once? | Quelle: YouTube/xkcd's What If?

»Europa to go« ist ein Podcast, der dich anlässlich der Europawahl 2024 ins »Herz« der EU mitnimmt. Begleite uns nach Brüssel und erfahre mehr über Institutionen wie das Europäische Parlament, was dort entschieden wird und warum dich das etwas angeht.

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