Muckefuck. Berlin. Links. Ungefiltert.

Dienstag, 25. Juni 2024

Voll vom Land in die Stadt:
Probefahrt der Linie X26

Hätte mal besser die Aussage verweigert:
Polizeipräsidentin äußert sich politisch


Kühles Was?!
Alle dürfen Brunnen graben
Nathan Mattes
Guten Morgen,

als bekennender Öffis-Fan kommt der Muckefuck um diese ganz normale, alltägliche Meldung natürlich nicht herum: Ein gelber Bus ist voll. Kein Wunder, bei jährlich über 308 Millionen Fahrgästen, die sich irgendwie in 1.631 Busse quetschen müssen wer kennt’s nicht?

Doch weder der einzelne Bus der Linie X26, der am vergangenen Samstag da vom fernen Brandenburg ins nahe Berlin und zurück pendelte, noch die einzelne Linie X26, sind gewöhnlich. Sie sind das Hobby von Ben Hennig aus Frohnau, der für einen Tag ein Problem seiner Freund*innen gelöst hat: Wie kommt man eigentlich ohne Auto nach Berlin rein?

Anders formuliert: Er hat nebenbei den Job von Verkehrsplaner*innen gemacht und ihnen eine neue Expressbuslinie auf dem Silbertablett serviert – das X in X26 steht für Expressbus. Zwei Jahre lang entwickelte der Schüler den Plan, sprach mit Expert*innen und fand einen Weg, wie man mit einer cleveren Nutzung von ein paar der 1.631 BVG-Busse in entspannten 33 Minuten besser von Schildow zur S- und U-Bahn in Tegel kommt.

Schon im März hatte Hennig sein Konzept der Gemeindeverwaltung in Glienecke – wo der Bus übrigens auch durchfährt – vorgestellt, die dann für den 22. Juni besagte Probefahrt arrangierte. Da geht nichts von jetzt auf gleich, mit Verzögerungen im Betriebsablauf ist also auch in der Verkehrsplanung zu rechnen. Samstag war es dann soweit: Ein Bus voller Menschen fuhr hin und her. Das Bezirksamt Reinickendorf titelte: Voller Erfolg. Haha.

Der gelbe Doppeldeckerbus mit der schönen Wagennummer 3196, mit dem die Probefahrt stattfand, fuhr zwischen 2007 und 2018 für die Berliner Verkehrsbetriebe. Was der alles gesehen haben muss! Nach dem aktiven Dienst für die BVG erfolgte ein kurzes Intermezzo beim Hertha BSC, bevor er bei der Arbeitsgemeinschaft Traditionsbus Berlin gelandet ist, kurz ATB.

Die ATB möchte die Entwicklung der Westberliner BVG-Busse seit 1951 dokumentieren. Dafür richten sie alte Busse her und fahren einmal täglich im Auftrag der BVG auf der Linie 218 von Messe Nord durch den Grunewald zur Pfaueninsel und zurück. Wer rastet, der rostet. Falls ihr schon immer mal mit 3196 oder anderen »alten« Bussen fahren wolltet, findet ihr den Fahrplan im Internet.

Der Muckefuck gratuliert Ben Hennig zu seinem Erfolg und erwartet von der Politik, dass sie nicht nur Wort hält und das Anliegen besprechen wird, sondern dass sie dafür sorgt, dass die Linie X26 kommt. Wir bleiben dran.

Bild des Tages

Hat schönere Busse und schönere Wortwitze als der Muckefuck: Die BVG | Foto: dpa/Paul Zinken

Anzeige

Werde Mitglied!
Nicht nur Aussagen von Politiker*innen sind bekanntlich grundsätzlich kritisch zu betrachten, sondern auch Aussagen der Polizei sind mit Vorsicht zu genießen – sagt nicht nur der Muckefuck, sondern auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Das gilt offenbar insbesondere dann, wenn Berliner Polizeipräsident*innen in Interviews zugespitzt formulieren.

Barbara Slowik, ihres Zeichens seit sechs Jahren Berliner Polizeipräsidentin, bekräftigte in einem Interview das Bild des vermeintlich gewaltbereiten Ausländers und meint damit sicherlich keine besoffenen Fussballfans aus Bayern. Doch was ist da eigentlich dran an Slowiks Aussagen? Spoiler: Nicht so viel wie erwartet. Hauptstadtredakteurin Shoko Bethke hat sich für euch mal dahintergeklemmt und die Kriminalstatistik zum »Mythos Messergewalt« gewälzt.

So wie die Polizei vor Racial Profiling die Augen verschließt, verschließt der Berliner Senat die Augen vor der Versorgungssicherheit der Berliner*innen, sagt Katalin Gennburg (Linke), wenn es um die Wasserversorgung geht. Wem das Wasser aus dem Hahn nicht reicht, kann ziemlich problemlos und ohne Genehmigung mit einem privaten Brunnen das Grundwasser anzapfen.

6.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr sind kostenlos, nur will wohl niemand so genau wissen, wieviele Brunnen es gibt und wieviel Wasser die Leute und Unternehmen daraus abzapfen, um Rasen und Golfplatz zu sprengen. Zum Vergleich: Durchschnittliche Berliner*innen wie du und ich brauchen pro Jahr gerade 42 Kubikmeter. Ziemlich nachvollziehbar, dass Umweltverbände Änderungen fordern. David Rojas Kienzle vom Team Hauptstadtregion ist da mal ins kalte Wasser gesprungen und hat sich mit der »Klassenfrage Brunnen« beschäftigt.

Wünscht euch einen kühlen Kopf, einen kühlen Sommer und die X26,
Nathan Mattes
Auch wir Journalist*innen müssen unsere Bohnen verdienen:
Ich trage zur Kaffeekasse bei!

Was heute noch wichtig ist:

Mahnwachen in Königs Wusterhausen: Bis der Ukraine-Krieg aufhört

15 bis 20 Menschen kommen jeden Donnerstag in der Bahnhofstraße von Königs Wusterhausen zusammen, um Frieden zu fordern. Es sollen immer mehr Teilnehmer werden. Aber bislang ist daraus nichts geworden.

Andreas Fritsche

Berlin-Lichtenberg: Teurer wohnen

25 Quadratmeter bezahlen, 20 Quadratmeter bewohnen: In einem Hochhaus in Lichtenberg werfen Mieter*innen der Hausverwaltung vor, mit Wohnflächen und Vergleichsmieten zu tricksen. Auch Kakerlaken soll es geben.

Martin Hoffmann

Union für Obdachlosenrechte Berlin: Unterstützen statt vertreiben

Seit der Bezirk Neukölln Anfang 2023 einen »Leitfaden Obdachlosigkeit« veröffentlicht hat, gibt es daran scharfe Kritik. Der Überarbeitungsprozess läuft aus Sicht der Union für Obdachlosenrechte nicht wie erhofft.

Lola Zeller

Aufgemuckt

»So wie es jetzt ist, kann man einfach buddeln und gut ist, das kann so nicht weitergehen.«

Carmen Schultze, Sprecherin des BUND zu privaten Brunnen

Abschiebungen: Alltägliche Unmenschlichkeit

449 Menschen wurden im laufenden Jahr in Berlin abgeschoben. In der allgemein grassierenden Abschottungshysterie ist die AfD gar nicht mehr nötig, damit Unmenschlichkeit Alltag wird, meint Marten Brehmer.
Marten Brehmer
Kapital & Arbeit

Das könnte dich auch interessieren:

Tödliche Zwei-Klassen-Pilgerfahrt

Extreme Hitze mit Temperaturen um die 50 Grad und dazu lange Strecken ohne Pause: Die Zahl der Toten bei der muslimischen Wallfahrt nach Mekka liegt deutlich höher als angenommen. Viele waren nicht registriert.

Mirco Keilberth, Tunis

Wachwerden als Menschwerdung

Beim Kaffee kann man so viel falsch machen und das wird auch gemacht. Es gibt ihn fast überall und viel zu selten schmeckt er gut. Wenn doch, ist es eine große Überraschung und fast ein Gottesbeweis.

Christof Meueler

Vom Helden zum »Ausländer«

Antonio Rüdiger ist nur das jüngste Beispiel in der Fußballgeschichte: Wenn nicht-weiße Spieler Tore schießen, sind sie Teil der Gesellschaft, fallen sie abseits der Norm auf, werden sie zum »Ausländer« degradiert.

Frédéric Valin

Anzeige

Wie kannst Du uns unterstützen?

Und später:

Bild: Literaturforum im Brecht-Haus

26. Juni um 19:30 Uhr,
Literaturforum im Brecht-Haus,
Chausseestraße 125, 10115 Berlin

Eintritt 6€, ermäßigt 4€

Austeritätsmotor KI

Jürgen Geuter im Gespräch mit Astrid Zimmermann.

Wie verändert Künstliche Intelligenz unsere Arbeitswelt und welche Jobs fallen ihr zum Opfer? Im Jakobiner-Klub diskutiert Astrid Zimmermann mit dem Technologiekritiker Jürgen Geuter die Auswirkungen von KI auf die Kreativindustrie, den Care-Sektor, Medien und Militär. Denn in Künstlicher Intelligenz sind – so die These – neoliberale Ideen tief eingeschrieben, die den Wert von Arbeit an sich in Frage stellen.

Video des Tages

How Would Cats Dress Themselves? Ep. 1: Persian, Orange Tabby, Ragdoll, Maine Coon, Sphynx | Quelle: YouTube/The Maitrix

Als Universalgelehrter der nd.Redaktion weiß der Wissenschaftsredakteur Dr. Steffen Schmidt auf fast jede Frage eine Antwort – und wenn doch nicht, beantwortet er eben eine andere. Alle Folgen zum Nachhören auf

dasnd.de/schmidt

Podcast: Dr. Schmidt erklärt die Welt
MAZI Griechischer Waldhonig

Muckefuck wurde dir empfohlen und
du möchtest es abonnieren?

Deine Tasse Muckefuck ist leer, für heute.
Wir machen dich morgen früh wieder wach
und freuen uns über dein Feedback.
website facebook twitter instagram youtube