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Dienstag, 01. Oktober 2024
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Monster statt Infrastruktur: Verkehrskampagne wirbt für Rücksichtnahme
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Irgendwie drei Milliarden: Leitlinien fürs Sparen
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Super! Markt darf bleiben: Anwohner*innen retten Loan’s Supermarkt
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er ist wieder da. Aus der Sommerpause und der Verlängerung zurück. Die Rede ist nicht vom Herbst oder einem rechtsextremen Wahlsieger aus Österreich, sondern vom allseits beliebtesten Hauptstadtnewsletter.
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Ab sofort gibt es jeden Morgen wieder die tägliche Dosis »Muckefuck«. Bittersüße Unterhaltung, quasi der vegane Left Large Pumpkin Spice Chai Latte zum Lesen. Er ändert zwar nichts am System, aber wenn auch nur ein Morgen dadurch gerettet wird, war die ganze Arbeit gut investiert.
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Gut investiert sind, zumindest laut Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU), auch die knapp 300.000 Euro für eine neue Werbekampagne, wenn dadurch nur ein Menschenleben gerettet wird. Geworben wird für mehr Rücksicht und Respekt und weniger Aggressivität im Straßenverkehr.
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Weil wir uns da angeblich in echte Monster verwandeln, wirbt die Kampagne pointiert mit haarigen »Verkehrsmonstern«, drei Wesen zu Fuß, im Auto, auf dem Fahrrad, die bald an diversen Werbeflächen sichtbar sein werden. Außerdem werden »Monster Yoga«-Übungen zur Entspannung angeboten.
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Man möchte die Unfallursache Nummer eins in Berlin angehen: Menschliches Verhalten. Besonders häufig kracht es dabei, weil Sicherheitsabstand oder Vorfahrt missachtet wurden. Das erklärte Ziel sind null Verkehrstote im Jahr. So weit, so nobel.
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Das Problem könnte man natürlich nachhaltig, dauerhaft und an der Wurzel lösen, indem man bessere Infrastruktur baut. Andere Städte und Länder machen es vor. Infrastruktur, damit Fahrradfahrer*innen nicht mehr von (unpolitischen) Rechtsabbieger*innen überrollt werden oder Fußgänger*innen sicher über die Straße kommen, wäre teuer. Zu teuer. Und in der Hauptstadt der klammen Kassen hat man kein Geld für Lösungen.
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Was also tun? SUV-Verbot? Autos raus aus der Innenstadt? Tempo 30 in der ganzen Stadt? Wäre immerhin kostenlos, aber nicht umsonst. Allerdings möchte die Senatsverwaltung laut einem Bericht im »Tagesspiegel« aber weniger Tempo 30-Zonen, auch vor Schulen, Kitas, Seniorenheimen und Krankenhäusern. Von alleine oder ohne Einschränkungen, die auch Bonde in ihrem Elektro-SUV betreffen, wird man die null Verkehrstoten nicht erreichen. Sorry, liebe Senior*innen, ihr müsst weiterhin früher sterben.
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Anstatt das Problem zu lösen gibt der Senat lieber 300.000 Euro für eine Kampagne aus. Für die Summe gibt es umgerechnet rund 1,20 Meter Stadtautobahn A100.
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Die Intentionen der Kampagne – und die Süßigkeit der flauschigen Verkehrsmonster ohne Namen – in allen Ehren: Hier wird mal wieder die Verantwortung für die Lösung eines strukturellen Problems auf das Individuum abgeschoben.
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Du bist genervt, weil du zu eng überholt wurdest? Entspann dich und mach ein bisschen »Monster Yoga«! Dir wurde gerade die Vorfahrt genommen und du liegst unterm Lkw? Wärst du mal besser wie ein Weihnachtsbaum beleuchtet gewesen.
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Bild des Tages
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Tick, Trick, Track und Ute (2. v.r.): »Verkehrsmonster« für Rücksicht | Foto: dpa/Jörg Carstensen
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Jetzt kurz durchatmen, bevor wir uns einem anderen Thema zuwenden, das die Gemüter gleich wieder erhitzt: Das liebe Geld. Berlin muss 2025 angeblich drei Milliarden Euro einsparen. Zum Vergleich: Die Baukosten für die A100 werden aktuell auf 1,8 Milliarden geschätzt und leider, leider aus Bundesmitteln bezahlt, sonst hätte man sich die ja einfach sparen können.
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Am Sonntag tagte der Koalitionsausschuss von CDU und SPD zu dem Thema. Aber statt konkreter Beschlüsse gibt es abstrakte Leitlinien und einen nebulösen Fahrplan. Die Entscheidung, wo wieviel gekürzt wird, soll dann im November fallen, was gerade bei sozialen Projekten für Verunsicherung sorgt. Unser Berlin-Redakteur Marten Brehmer hat sich für euch eingehender mit dem Thema befasst.
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Zum Abschluss noch eine gute Nachricht: Ein kleiner Supermarkt in Friedrichshain wurde gerettet! Nachdem die Eigentümer*innen den Mietvertrag von »Loan’s Supermarkt« nicht verlängern wollten, sorgten Anwohner*innen für Öffentlichkeit und Druck – mit Erfolg! Die Schließung wurde abgewendet, die bisherigen Betreiber*innen haben außerdem einen Nachfolger gefunden und können jetzt entspannter in Rente gehen. Peter Nowak weiß mehr.
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Wünscht euch Muckefuck-Monstern einen smoothen Start in die Restwoche, Nathan Mattes
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Auch wir Journalist*innen müssen unsere Bohnen verdienen:
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Was heute noch wichtig ist:
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14 Euro Mindestlohn und kostenloses Schulessen – den Unternehmern schmecken solche Forderungen des BSW nicht. Aber eine andere stabile Regierung sehen sie nicht.
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Matthias Krauß
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Vor der nächsten Kältehilfe-Saison werden Berlins Wohlfahrtsverbände ungewohnt deutlich. Im Kampf gegen die Obdachlosigkeit würden ehrenamtliche Helfer*innen mit höchst anspruchsvollen Aufgaben alleingelassen.
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Patrick Volknant
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Die BVG-Krise ist umfassend. Das Fahrpersonal der Berliner Verkehrsbetriebe muss nicht nur die verschärften Arbeitsbedingungen, sondern auch den Unmut der Fahrgäste ertragen.
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Christian Lelek
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»Der Finanzsenator macht die Hälfte seines Jobs nicht.«
Sebastian Schlüsselburg (Linke) Finanzpolitischer Sprecher
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Die Unternehmensverbände raten der Brandenburger SPD zu einer Koalition mit dem BSW. Sie haben dabei aber Bauchschmerzen. »Warum eigentlich?«. fragt Andreas Fritsche.
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