Muckefuck. Berlin. Links. Ungefiltert.

Freitag, 4. Oktober 2024

Sichtbar gegen Nazis:
Omas gegen Rechts bei Kundgebung im Lustgarten

Umkämpfter Frieden:
Großdemonstration eint viele, aber nicht alle Kriegsgegner*innen


Nicht alles rechtens bei Fahrdiensten:
25 Mietwagenunternehmen für Uber, Bolt und Co. verlieren Genehmigung
Lola Zeller
Guten Morgen,

gestern war gesetzlicher Feiertag, heute kommt für einige von euch hoffentlich noch ein Brückentag dazu, also egal, was wir von der »deutschen Einheit« halten – frei haben ist eine gute Sache! Klar, Einheit hin oder her, nicht alle können frei machen. Für die vielen »Berufsdemonstranten« in der Hauptstadt zum Beispiel gab es am 3. Oktober einiges zu tun.

Auf der großen Friedensdemonstration in Berlin wollten mehrere Tausend Menschen aus diversen politischen Lagern zusammen die Kriege in der Ukraine und in Nahost beenden; andere Gruppen hingegen kochten im Einsatz für den Frieden lieber ihre eigene Suppe, als mit Wagenknecht und Co. zu marschieren. Währenddessen verteidigten die Omas gegen Rechts mit dem »Bündnis für ein weltoffenes und tolerantes Berlin« den Lustgarten gegen die Vereinnahmung durch Rechte und Rechtsextreme. Diese wiederum tauchen gar nicht erst dort auf.

»Heute vor einem Jahr versammelten sich hier rund 5000 Anhänger der AfD, Verschwörungsideologen, Reichsbürger und Rechtsextreme. Wir dagegen waren vielleicht in etwa so viele wie jetzt, aber nicht mehr«, sagt Maja von den Omas gegen Rechts auf der Kundgebung im Lustgarten zu den knapp einhundert Zuhörenden. In den vergangenen Jahren wurde der Platz häufig von Rechten und von Menschen aus dem verschwörungsideologischen Umfeld genutzt, um etwa gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie zu demonstrieren. Am 3. Oktober vor einem Jahr trommelten Rechte gegen die Bundesregierung im Zusammenhang mit Energiekrise und Inflation.

»Wir müssen weltoffen und menschlich sein – das ist Überlebensstrategie für alle. Politischer Widerstand bleibt notwendig«, sagt Maja. Sie regt die Kundgebungsteilnehmer*innen dazu an, die »braunen, stinkenden Hinterlassenschaften« der »Berliner Hunde« in einem »kleinen symbolischen Beutel für Hass und Hetze« einzusammeln, um Berlin noch schöner zu machen und schließt ihre Rede mit: »Alerta, Alerta, die Omas sind härter!«

Bild des Tages

Einige Omas gegen Rechts lassen sich vor der Fotowand von Berlin gegen Nazis im Luftgarten ablichten. | Foto: Berlin gegen Nazis/Florian Boillot

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Neben Gruppen aus dem kirchlichen, dem gewerkschaftlichen und dem Wohlfahrts-Umfeld, die sich auf der Kundgebung klar gegen AfD und andere Rechte positionieren, war auch die Plattform »Berlin gegen Nazis« mit einer Fotowand am Start. Drei große hölzerne Bären mit der Botschaft »Berlin – no backdrop for Nazis« sollen Kundgebungsteilnehmer*innen und Passant*innen dazu motivieren, davor zu posieren und ein Foto von sich schießen zu lassen. Im Rahmen der öffentlichen Kampagne »Keine Kulisse für Nazis, Rassismus, Antisemitismus und Verschwörungsideologie« sollen die Fotos an den von Rechten zur Selbstinszenierung ausgewählten Orte zeigen, dass sich viele Menschen gegen deren Haltungen wehren.

Und tatsächlich: Während der Kundgebung lassen sich immer wieder Menschen mit den Holzbären ablichten. So auch Nora zusammen mit ihren Mitstreiterinnen der Omas gegen Rechts. »Es ist wichtig, sichtbar zu sein und Räume zu besetzen«, sagt sie nach der Kundgebung zu »Muckefuck«. Gerade an einem Feiertag spazierten viele Passant*innen an historischen Plätzen wie dem Lustgarten vorbei. »Einige sind stehen geblieben und haben zugehört.«

Zurück zur nicht ganz vereinten Friedensbewegung: Unser Autor Peter Nowak hat sich einen Teil der großen Demonstration angeschaut. Von drei unterschiedlichen Standorten aus liefen Züge zur Siegessäule in Tiergarten. Einer davon startete in Alt-Moabit, dort war etwa auch die Gruppe »Hände weg vom Wedding« anzutreffen. Seinen Bericht von dort samt Infos zur Aktion der Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegner*innen vor der russischen Botschaft findet ihr hier.

Auch Sahra Wagenknecht hielt ein Rede an der Siegessäule und kritisierte die Außenpolitik der Bundesregierung. Die nach ihr benannte Partei muss sich derweil aller Wahrscheinlichkeit nach in Folge der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg in Regierungsverantwortung begeben. Aktuell verhandelt das BSW in Brandenburg mit der SPD um eine mögliche gemeinsame Regierungsbildung. Matthias Krauß hat alle Updates zu den Sondierungsgesprächen hier aufgeschrieben.

Und nun kommt gut durch den Tag und habt ein schönes Wochenende!

Lola Zeller
Auch wir Journalist*innen müssen unsere Bohnen verdienen:
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Und später:

Heute, 4. Oktober um 18:15 Uhr
Haus der Demokratie
Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin

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MAZI Kalamata-Oliven

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