Muckefuck. Berlin. Links. Ungefiltert.

Mittwoch, 30. Oktober 2024

Premiere unter Wasser:
Toni das Zwergflusspferdbaby begeistert mit Purzelbäumen im Berliner Zoo

Bubatz-Bußgelder beschlossen:
Senat regelt Cannabiskonsum und -anbau mit Monaten Verspätung

Auch Senator*innen brauchen Sorgearbeit:
Sozialarbeiter*innen fordern Hauptstadtzulage von schwarz-roter Koalition
Patrick Volknant
Guten Morgen,

kein halbes Jahr hat Toni das Zwergflusspferdbaby auf dem glitschigen Buckel und schon kann es sich vor Groupies nicht retten. »Wir wollen rein«, fordert ein Mädchen vor dem Eingang zur Innenanlage des Nilpferdbeckens im Berliner Zoo. Pech gehabt! Auf ihren Star muss das Kind noch ein bisschen warten, denn der posiert gerade noch für die Presse. Auch der »Muckefuck« war gestern natürlich mit dabei und berichtet euch von der ersten Performance des Hippo-Nachwuchses. Die Erwartungen, so viel steht fest, waren hoch.

Um ziemlich genau zehn Uhr betreten, gelockt von kleinen Heu-Snacks, Toni und seine Mutter Debbie die Bühne. Etwas schüchtern scheint sich das Zwergflusspferdchen zuerst noch hinter der Erwachsenen zu verstecken, aber es dauert nicht lange, bis Toni die Scheu ablegt: Souverän gleiten Mutter und Kind ins Wasser und posieren für ihr mit allerlei Kameras ausgestattetes Publikum. In dem rund 1,80 Meter tiefem Becken springt das Baby auf und ab, holt ab und zu kurz Luft, um dann unter Wasser weiter Purzelbäume zu schlagen und Pirouetten zu drehen.

Toni präsentiert sich als Naturtalent. Kleine Aussetzer in der Choreografie, die auf dem fies rutschigen Untergrund schnell mal passiert sind, rettet der Star mit drolligen Zappeleinlagen. Ähnlich sportlich geht es derweil vor der Außenscheibe des Beckens zu: Hektische Fotograf*innen verheddern sich im eigenen Equipment und fallen übereinander, während sie versuchen, Toni im richtigen Moment bei ihren Tauchgänge zu erwischen. Als nicht gerade hilfreich entpuppt sich das trübe Wasser und allerlei Dreck, den das Jungtier durch seine Sprünge aufwirbelt.

»Das hier ist der Kot der vergangenen Tage«, klärt Andreas Knieriem, Direktor des Berliner Zoos den »Muckefuck« am Beckenrand auf. »Es ist super viel Arbeit, das Wasser sauber zu halten.« Besucher*innen empfiehlt Knieriem deshalb, morgens bei Toni vorbeizuschauen. Von Tonis Auftritt zeigt sich der gelernte Tierarzt begeistert: »Sie war schon von Anfang an behände und ist gleich rein ins Dunkel.« In dem Jungtier stecke noch eine Menge Energie, es bewege sich schnell, probiere sich an Steinen aus und arbeite fleißig an seinem »Feintuning«.

In der freien Wildbahn sind Zwergflusspferde kaum noch anzutreffen. Ihr ohnehin schon klein bemessener Lebensraum, Wälder in Gewässernähe wird zunehmend gerodet und in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt. Um ihre feucht schimmernde Haut elastisch und die eigene Körpertemperatur niedrig zu halten, müssen die Tiere große Teile des Tages im Wasser verbringen.

Ein Baby wie Toni, sagt Knieriem, kann schon etwa zwei Minuten lang die Luft anhalten, im Alter bis zu fünf Minuten. Sogar das ein oder andere kurze Nickerchen können sich die Tiere unter Wasser gönnen. Für Toni ist irgendwann allerdings auch Schluss mit Purzelbäumen: Mit zunehmendem Gewicht wird sie auch an der flusspferdtypischen Trägheit gewinnen (Mama Debbbie wiegt beispielsweise rund 200 Kilo). Also empfiehlt Knieriem: »Kommen Sie also, solange sie noch jung ist.«

Bild des Tages

Posen will geübt sein: Baby-Hippo Toni am Dienstag im Zoo Berlin | Foto: dpa/Christophe Gateau

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nd bleibt gefährdet
Träge geht es derweil auch im Berliner Senat zu – und das ironischerweise im Zusammenhang mit der Legalisierung von Cannabis, die im April deutschlandweit in Kraft getreten ist. Mit mehreren Monaten Verspätung hat die schwarz-rote Koalition gestern die behördlichen Weichen für den Anbau und Konsum der Droge gestellt. Der neue Bußgeldkatalog regelt die Bestrafung Berliner Kiffer*innen, die sich nicht an die ziemlich unübersichtlichen Regeln, wie etwa Abstände von gewissen Orten wie Schulen, halten.

Demnach müssen Menschen, die in der Öffentlichkeit mehr als die erlaubten 25 Gramm Cannabis mit sich führen, mit Bußgeldern zwischen 250 und 1000 Euro rechnen. Weitere Geldstrafen drohen unter anderem beim Konsum in Anwesenheit Minderjähriger oder bei der Einführung von Cannabissamen von außerhalb der EU. Kompliziert bleibt es bei den Regelungen zu Anbauvereinigungen, in denen Pflanzen legal angebaut und an Mitglieder weitergegeben werden dürfen. Wer sich über alles informieren möchte, kann alles weitere im Bericht des Kollegen Marten Brehmer lesen. Doch Vorsicht, bloß keine Paras schieben!

Nervös, vor allem aber wütend, sind wiederum Berliner Sozialarbeiter*innen, die am Montagabend unter anderem gegen die Kürzungspolitik des Senats in sozialen Bereichen protestierten. Die Demonstrant*innen, Beschäftigte freier Träger, fühlen sich ungerecht behandelt. Ihre Kolleg*innen im öffentlichen Dienst erhalten seit 2020 eine Hauptstadtzulage in Höhe von monatlich 150 Euro. Gutes Geld, das auch die Sozialarbeiter*innen freier Träger für sich einfordern. Vor allem, weil der Senat es zwischenzeitlich zugesagt hatte, nun aber deutlich macht, dass die Hauptstadtzulage nicht kommen wird.

Die Demonstrant*innen fühlen sich verraten. So auch Simone Scheffler vom Verdi-Netzwerk »Freie Träger – Faire Löhne«. Sie spricht gegenüber unserer Autorin Jule Meier von einem fatalen Signal, das schwarz-rote Politik an Berliner Sozialarbeiter*innen sende: »Versprechen, die gegeben werden müssen nicht gehalten werden.« Dabei, erinnert Scheffler, hätten auch Senator*innen Angehörige, denen geholfen und die gepflegt werden müssen. Alles Weitere zur Demo erfahrt ihr hier.

Kann euch zumindest ohne Bedenken versprechen, dass der »Muckefuck« nach dem Reformationstag wieder zurückkehrt:


Patrick Volknant
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Was heute noch wichtig ist:

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Senat schlägt dem Abgeordnetenhaus die aktuelle Präsidentin des Landgerichts Frankfurt (Oder) für die Wahl zur Präsidentin des Kammergerichts vor.

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Aufgemuckt

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Sebastian Walter (Linke)
Landesvorsitzender der Linksfraktion in Brandenburg

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In überraschend kurzer Zeit kamen SPD und BSW zur Übereinkunft in Koalitionsverhandlungen zu treten. Die bisher festgehaltenen Sondierungsergebnisse sind nichtssagend, außer beim Bekenntnis zu mehr Abschiebungen.
Wir haben schon mal einen Staat ruiniert

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Heute, 30. Oktober um 19:30 Uhr
Baiz
Schönhauser Allee 26a, 10435 Berlin
Eintritt frei

Lesung und Gespräch: »Tanz den Kommunismus«

Untergrund war nie Strategie, jedenfalls nicht der Punkunderground. Er war Rausch, Elementargewalt und ein sittenwidriges Fest der Sinne, für das man zahlte, weil man dem Staat nichts schenkte. »Tanz den Kommunismus – Punkrock DDR 1980 bis 1989« porträtiert ausschließlich Punkbands, die in der Illegalität aktiv waren und der Pflicht zur staatlichen Einstufung konsequent einen Spieltrieb entgegensetzten, der sich um keine Erlaubnis scherte. Um die Klangkulissen einer Gegenkultur in Texten wiederzugeben, genügt es nicht, sich auf die Abarbeitung von Bandhistorien zu beschränken. Die einzelnen Porträts unternehmen den leidenschaftlichen Versuch, ein Kaleidoskop zu schaffen, das die Bands durch sich selbst wie auch durch ihr kulturelles und soziokulturelles Umfeld spiegelt. In der Baiz sprechen heute Abend Moderatorin Ines Burdow und Autor Henryk Gericke über Punkrock in der DDR. Gericke wird auch aus seinem Buch vorlesen.

Video des Tages

Hier noch im Bewegtbild: Zwergflusspferd auf Tauchgang im Zoo Berlin | Quelle: YouTube/Zoologische Gärten Berlin

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