Muckefuck. Berlin. Links. Ungefiltert.

Freitag, 17. Januar 2025

Wassertourismus auf dem Vormarsch
Die IHK macht sich für die Bootsverleihbranche stark


Unendliche Silvesterdebatte:
Innensenatorin will wirklich ein Böllerverbot


Burgerkette vor Gericht:
Arbeitsgericht bearbeitet einem transfeindlichen Vorfall bei McDonalds
David Rojas Kienzle
Guten Morgen,

Können Badehosen schimmeln? Stinken können sie auf jeden Fall. Wem auch immer schon einmal das Malheur passiert ist, nach einem Seebesuch die Badeklamotte in der Tasche vergessen zu haben, weiß das. Der »Muckefuck« hofft, dass ihr eure Badesachen nach der letzten Benutzung ordentlich und vor allem trocken verstaut habt. Berlin-Brandenburg bietet schließlich viele Gelegenheiten, das Wasser zu suchen, auch wenn der Blick aus dem Fenster aktuell nicht gerade dazu verleitet, die gemütliche Wohnung zu verlassen. Berlins profiliertester Wasser-Newsletter »Muckefuck« erinnert sich sehnsüchtig an die Sommertage, an denen man mit einem Erfrischungsgetränk an den Lippen entweder die vielen Berliner Kanäle oder die noch zahlreicheren Seen nicht nur vom Ufer genießen konnte.

Wo immer es etwas schönes gibt, gibt es auch ein entsprechende Business. Zwar besteht die Möglichkeit, sich dem märkischen Wasser ohne Eintrittskarte zu nähern – das Land Brandenburg hat sogar eine ganz offizielle Karte mit Badestellen – aber manchmal sind Badehose und Schwimmring anscheinend einfach nicht genug. Rund um den natürlichen Wasser-Reichtum der Hauptstadtregion hat sich ein florierendes Gewerbe etabliert: Der Wassertourismus. Wie die Industrie und Handelskammern Berlin-Brandenburg (IHK) mitteilen, hat sich der Umsatz der Branche rund um Bootscharter, Kanuvermietung, Fahrgastschifffahrt und Sportboothäfen innerhalb von zehn Jahren von 200 Millionen Euro auf 300 Millionen Euro erhöht. Und die Anzahl der Anbieter von Mietbooten hat sich seit 2014 mehr als verdoppelt.

Was gut läuft, könnte aber noch besser werden, findet zumindest Daniel Barjowski, Vorsitzender des Wirtschaftsverbands Wassersport. In Europas größtem zusammenhängendem Binnenwassergebiet liege enormes Potenzial, »das es mit der richtigen Infrastruktur, wie modernen Schleusen, attraktiven Wasserrast- und Liegeplätzen ebenso wie mit dem Ausbau der Ladepunkte für E-Mobilität auf dem Wasser, nachhaltig zu nutzen gilt«. Was für Hobby-Sportbootkapitäne und Wirtschaftsfunktionäre erst einmal nach einen fantastischen Zukunftsplan klingt, lässt den »Muckefuck« mit der geballten Berliner Gentrifizierungserfahrung schlucken. Werden in Zukunft E-Jetskis über den Liebnitzsee rasen? Luxusjachten die hippen Schlauchbootfans vom Landwehrkanal vertreiben? Badeplätze zu Sternerestaurants?

Kurzfristig auf jeden Fall nicht. Wie Manja Schreiner, die zwar wegen Plagiatsvorwürfen ihr Amt als Berliner Verkehrssenatorin aufgegeben hat, aber mit ihrem neuen Job als Hauptgeschäftsführerin der IHK Berlin sehr weich gefallen ist, erläutert, hat die Branche trotz allem Probleme: »Es fehlen Fachkräfte, die Kosten steigen bei schwächelnder Konjunktur und nicht zuletzt belasten lange Genehmigungsverfahren und Bürokratie auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene die Anbieter.« Also Aufatmen und dann im Sommer die hoffentlich schimmelfreie Badehose einpacken und auf zum Wannsee!

Bild des Tages

Manche Berliner*innen hält auch der Winter nicht vom See-Baden ab, wie die Winterschwimmer des Vereins »Berliner Seehunde« beim Neujahrsschwimmen im Orankesee in Alt-Hohenschönhausen | Foto: dpa/Jörg Carstensen

Anzeige

Diskussion mit Olivier Besancenot
Der »Muckefuck« blickt in Richtung sommerlicher Zukunft, das Abgeordnetenhaus hängt noch immer in der Silvesterdebatte fest. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) will ein Böllerverbot. Dabei will sie auch auf die mit den seit mehreren Jahren bestehenden Böllerverbotszonen gemachten Erfahrungen aufbauen. »Wir streben eine Ausweitung von Pyrotechnikverboten sowohl auf Basis bestehender Rechtsgrundlagen als auch von künftigen an«, erklärte Spranger. Damit geht die SPD-Politikerin auf Konfrontationskurs mit dem Koalitionspartner CDU.

Deren innenpolitischer Sprecher Burkhard Dregger outete sich mal wieder als Grenzkontrollfan. Mit dieser und anderen repressiven Maßnahmen will er verhindern, dass illegale Böller zum Jahreswechsel zu Verletzungen führen. Primus in der Rückständigkeit ist mal wieder die blau-braune AfD, die eine Neuauflage der letztes Jahr geführten rassistischen Vornamen-Debatte fordert. Mein Kollege Marten Brehmer hat sich die Debatte angeschaut und aufgeschrieben, was das ganze mit Meerschweinchen zu tun hat.

Wenig progressiv ging es auch vor dem Arbeitsgericht Berlin zu. Eine Angestellte bei McDonald’s verklagte ihren Arbeitgeber wegen Diskriminierung. Nach einem transfeindlichen Vorfall soll das Unternehmen wenig unterstützend agiert und ihre Identität als Frau in Frage gestellt haben, was der Konzern bestreitet. Das Burger-Imperium will ihr mehrere Angebote gemacht haben, unter anderem einen Auftritt in einem Werbefilm. So viel kann man schon sagen: Der Prozess endet mit einem Vergleich. Hannah Blumberg war vor Ort und hat sich die Verhandlung angeschaut. Mehr Hintergründe findet ihr hier.

Bleibt der Zukunft zugewandt

David Rojas Kienzle
Auch wir Journalist*innen müssen unsere Bohnen verdienen:
Ich trage zur Kaffeekasse bei!

Was heute noch wichtig ist:

Hochschulproteste in Berlin: »Ein Sieg aus dem Gemetzel heraus«

Der Nahostwissenschaftler Tom Khaled Würdemann wirft der propalästinensischen Bewegung an Berliner Hochschulen »praktische Judenfeindlichkeit« vor. Ihre Gegner aber verfielen in grauenhafte Kriegsbegeisterung.

Interview: Marten Brehmer

Steffen Baumgart: Der »Fußballgott« ist auch nur ein Mensch

Zwei Spiele, zwei Niederlagen: Auch beim 0:2 gegen Augsburg zeigte sich, dass die Berliner nicht, wie erhofft, offensiv besser geworden sind, sondern defensiv schlechter.

Alexander Ludewig

Oranienburg: Eine Bürgermeisterin für alle

Mit Ergebnissen um die drei Prozent ist Brandenburgs Linke weit weg von Wahlsiegen. Doch Bürgermeisterwahlen gelten als Personenwahlen und Kandidatin Stefanie Rose ist sympathisch und kompetent.

Andreas Fritsche

Aufgemuckt

»Hund, Katze und Meerschwein drehen durch.«

Vasili Franco (Grüne)
innenpolitischer Sprecher

Meine Sicht

Für den Menschen hat die Maul- und Klauenseuche keine gesundheitlichen Folgen, wohl aber finanzielle, und diese im schlimmsten Fall in riesigem Ausmaß, meint Andreas Fritsche
Andreas Fritsche

Das könnte dich auch interessieren:

Krieg in Gaza: Waffenstillstand im Nahen Osten

Sie hat sich einige Tage angedeutet, nun ist sie da: Laut Medienberichten ist am Dienstagabend eine Einigung der Kriegsparteien über eine sechswöchige Waffenruhe im Gaza-Krieg erzielt worden.

Mirco Keilberth

Ines Schwerdtner: »Unser Fokus sind Klassenkämpfe«

Dass SPD und Grüne im Wahlkampf ihre soziale Ader entdecken, ist unglaubwürdig, meint die Linke-Vorsitzende Ines Schwerdtner. Beim BSW könne sie sich nicht mehr vorstellen, »mit denen in einer Partei gewesen zu sein«.

Interview: Wolfgang Hübner, Pauline Jäckels

Das Feuerwetter und der Mensch

Waldbrände nehmen weltweit zu. Der Grund dafür ist der Klimawandel in Verbindung mit Siedlungs- und Wirtschaftstätigkeit.
Jörg Staude

Jörg Staude

Anzeige

nd bleibt

Und später:

Lärmdemo
18. Januar um 13:00, Kotti Gecekondu

Heizung kaputt, aber Riesen-Nachzahlungen?!

Howoge- und Gewobag-Mieter*innen am Kotti protestieren! Mieter*innen am Kottbusser Tor haben rund um Weihnachten Betriebskostenabrechnungen im Briefkasten gehabt, mit Nachzahlungen von 1000€ und mehr. Da in solchen Fällen die Vorauszahlungen stark angehoben werden beträgt die Warmmiete nun teilweise das Doppelte der Kaltmiete! Diese Nachzahlungs- und Mieterhöhungswelle trifft einen Kiez, der nicht nur zu den ärmsten Nachbarschaften in ganz Berlin gehört, sondern der seit Jahren von Heizungsausfällen, Wohnungsschäden und insgesamt dem Rückzug der Hausverwaltung geprägt ist.

Video des Tages

Conny Froboess – Pack die Badehose ein | Quelle: YouTube, Conny Froboess – Thema

»Europa to go« ist ein Podcast, der dich anlässlich der Europawahl 2024 ins »Herz« der EU mitnimmt. Begleite uns nach Brüssel und erfahre mehr über Institutionen wie das Europäische Parlament, was dort entschieden wird und warum dich das etwas angeht.

dasnd.de/europa-to-go

Podcast: »Europa to go«

Muckefuck wurde dir empfohlen und
du möchtest es abonnieren?

Deine Tasse Muckefuck ist leer, für heute.
Wir machen dich morgen früh wieder wach
und freuen uns über dein Feedback.
website facebook twitter instagram youtube