Muckefuck. Berlin. Links. Ungefiltert.

Mittwoch, 14. Mai 2025

Unternehmen sollen Verantwortung übernehmen:
Klimagruppen protestieren beim Wasserkongress der IHK

Senat soll Verantwortung übernehmen:
Krankenhausbeschäftige der CFM fordern gleichen Lohn

Bausenator will keine Verantwortung übernehmen:
Neues aus dem Jahn-Sportpark
Guten Morgen,

der Frühling ist bislang außerordentlich warm und trocken – bestes Wetter, um den Tag draußen im Grünen zu verbringen! Allerdings: Geht es so weiter, dann ist es bald nix mehr mit der schönen Zeit im Grünen. Denn der Pflanzenwelt macht die Trockenheit zu schaffen. Der Berliner Boden ist inzwischen so trocken, dass die Bodenfeuchte-Ampel des Pflanzenschutzamtes Rot zeigt. Das heißt, dass viele Pflanzen zusätzlich bewässert werden sollten.

Über die Wasserknappheit in Berlin, Brandenburg und Sachsen tauschten sich in der Hauptstadt gestern auch Vertreter*innen aus Politik und Wirtschaft beim Wasserkongress der Industrie- und Handelskammer (IHK) aus. Wo die Wirtschaftler diskutieren, ist der Protest nicht weit: Mit einer kleinen Aktion vor dem Kongressgebäude wollen Brandenburger Klimainitiativen den Teilnehmenden mitgeben, dass beim Thema Wassergerechtigkeit auch die Unternehmen in die Verantwortung genommen werden müssen.

»Wir setzen uns dafür ein, dass Unternehmen, die Unmengen an Geld in die Vorstandsetagen tragen und Unmengen an Wasser nutzen, für ihr Wasser bezahlen – und eben nicht die Allgemeinheit immer oben draufzahlt«, sagt Lena Eyerich vom Jugendforum Nachhaltigkeit Brandenburg. Firmen zur Kasse zu bitten, hätte aus Sicht von Eyerich den Vorteil, dass der Brandenburger Haushalt entlastet und schmerzhafte Einsparungen vermieden werden könnten.

Ihre Kritik und die ihrer Mitstreiter*innen von anderen Organisationen, etwa dem Klimabündnis Brandenburg und der Umweltgruppe Cottbus, bezieht sich am Dienstag vor allem auf die Kohleindustrie. Denn der Kohleausstieg ist großes Thema beim Wasserkongress: Das Wasser, das beim Kohleabbau aus den Gruben in Flüsse wie die Spree gepumpt wird, fehlt zukünftig.

Dennoch müsse man aufgrund der hohen ökologischen Kosten schnellstmöglich den Braunkohleabbau beenden, so die Klimaaktivist*innen. »Diese Wasserkrise ist kein Schicksal, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger Fehlentscheidungen im Interesse von Konzernen – mit Rückendeckung durch die Politik«, sagt Magdalena Eder vom Klimabündnis Brandenburg.

Bild des Tages

Die streikenden CFM-Beschäftigten am Dienstag vor der Senatsverwaltung für Finanzen in Berlin | Foto: nd/Christian Lelek

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nd die.Woche
Beim IHK-Wasserkongress wollen Eyerich, Eder und ihre Mitstreiter*innen mitmischen, um die Wassergerechtigkeit auch bei den Wirtschaftsvertreter*innen auf die Tagesordnung zu setzen, sagt Eyerich zum »Muckefuck«. Dabei wolle sie die brandenburgischen Unternehmen aber nicht aus dem Land jagen: »Es geht nicht darum, Unternehmen über die Maße zu belasten, sodass sie Brandenburg verlassen. Aber sie müssen in die Verantwortung genommen werden.«

In die Verantwortung nehmen wollen derweil Demonstrierende an der Mühlendammbrücke in Mitte den Berliner Senat. Denn dieser hat wiederholt versprochen, das Charité-Tochterunternehmen CFM in den landeseigenen Mutterkonzern zurückzuführen. Passiert ist nichts. Deshalb streiken die Krankenhausbeschäftigten für eine Bezahlung gemäß des Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst.

Selbst der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) höchstpersönlich hat bereits mehrfach seine Unterstützung für diese Forderung ausgedrückt. Die Beschäftigten wollen endlich Taten sehen und richten sich auch an Finanzsenator Stefan Evers (CDU). »Herr Evers und Herr Wegner, dieser Streik ist auch in drei Monaten noch stabil. Wir erwarten, dass sie die Demokratie nicht weiter beschädigen«, sagt Maik Sosnowsky, Betriebsratsvorsitzender der CFM, auf der Streikdemonstration. Unser Gewerkschaftsredakteur Christian Lelek war live dabei. Was sonst noch los war und was die Finanzverwaltung zu sagen hat, lest ihr hier.

Keine Verantwortung übernehmen will Bausenator Christian Gaebler (SPD) für Asbest-Bauschutt, der beim Abriss des Jahn-Sportparks in Prenzlauer Berg angefallen sein soll. Eine Anwohnerinitiative hatte kritisiert, dass der krebserregende Baustoff auf einem großen Haufen gesammelt und nicht ausreichend abgesichert worden sei. Dafür sei die Baufirma zuständig, so Gaebler. »Hier geht es um Skandalisierung, nicht um Schutzmaßnahmen«, wirft er der Bürgerinitiative Jahn-Sportpark vor. Alle Updates es zu den Neubauplänen des Senats auf dem Gelände hat Marten Brehmer hier für euch aufgeschrieben.

Weist jegliche Verantwortung für den heutigen »Muckefuck« von sich:

Lola Zeller
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Ich trage zur Kaffeekasse bei!

Was heute noch wichtig ist:

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Dass sie am 10. August 1945 in die KPD eingetreten ist, habe an der Erziehung ihrer Eltern gelegen, sagt Dora Scholze. Sie ist 102 Jahre alt und nd-Leserin seit 1946.

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Mieten in Berlin: Frau Smolarek hat Eigenbedarf

Ob Mieterin Monika Smolarek in ihrer Wohnung bleiben darf, entscheidet ein Gericht in den kommenden Tagen. Solidarische Beobachter sind unzufrieden.

Peter Nowak

Aufgemuckt

»Wir fordern: Keine Schaffung weiterer Monster-Seen in der Lausitz, die den Wasserverlust in der Region und damit auch den Wasserverlust der Spree künstlich für die nächsten Jahrhunderte erhöhen!«

Lena Eyerich
Jugendforum Nachhaltigkeit Brandenburg

Meine Sicht: Kein Geheimnis: AfD rechtsextrem

Was das BSW erst noch bewiesen haben möchte, ist längst klar: Die AfD ist rechtsextrem. Hinter der Einstufung der AfD durch den Verfassungsschutz und einem Verbot dieser Partei stehen dennoch einige Fragezeichen.
Andreas Fritsche

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Heute, 14. Mai um 19.30 Uhr
Baiz
Schönhauser Allee 26 A, 10435 Berlin

Podiumsdiskussion: Das große Schade – Kneipensterben und Kulturkürzungen

Vom Gemüseladen über die Kiezkneipe bis zum Club: Seit vielen Jahren lässt sich ein Schwinden dieser Orte beobachten. Auch das WATT muss schließen und der Prenzlauer Berg verliert dadurch einen weiteren seiner rar gewordenen Orte der Begegnung und Kultur. Nur gemeinsam haben wir eine Chance, uns dem Sterben von Kultur und traditionellem Gewerbe entgegenzustemmen. Dazu bringen wir Betroffene, Politik und Kulturakteure zusammen. Podiumsgäste: Olaf Kretschmar, Geschäftsführer der Berlin Music Commission, Frederik Bordfeld, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Linksfraktion BVV Pankow, Linda Vierecke, SPD, MdA für Pankow, Fabian Steinecke, Bizim Kiez

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Trikot – Wasser aus der Spree | Quelle: YouTube/anadub7

»Klassentreffen« ist ein Podcast über Klasse, Krise und Kultur mit Olivier David. Jeden Monat neu auf
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