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Monatg, 15. September 2025
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Vermieterstress in Mitte: In der Habersaathstraße werden Mieter mal wieder mit Klagen überzogen
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Gerichtsrüge für Vonovia: Der Immobilienriese scheitert mit Mietspiegeltricks vor Gericht
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Ärger mit dem Vermieter hatten wahrscheinlich schon viele. Was aber Daniel Diekmann erlebt, sucht in der Hauptstadt des Mietenwahnsinns seinesgleichen. Wie er dem »Muckefuck« berichtet, hat er mal wieder eine Klage aus dem Briefkasten gefischt, 250 Seiten stark. »Insgesamt haben drei von fünf Altmietern dieses Buch bekommen«, sagt er. Und das nicht zum ersten Mal.
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Diekmann wohnt im ehemaligen Schwesternwohnheim der Charité in der Habersaathstraße im Bezirk Mitte. Der Eigentümer des Plattenbaus will die Mieter*innen loswerden. Denn er will das Gebäude aus den 1980er-Jahren mit über 100 Wohnungen abreißen und dort neu bauen. Er hat sogar eine Abrissgenehmigung dafür. Die Bagger rollen allerdings nicht. Denn, wie Gerichte mehrfach festgestellt haben, kann man Mieter*innen mit einem unbefristeten Mietvertrag nicht einfach die Wohnung kündigen, nur weil dort eine profitablere Nutzung gewünscht ist.
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Das hält den Eigentümer aber nicht ab, es immer wieder zu versuchen. Die Klage sei schon die dritte sogenannte Verwertungskündigung, so Mieter Diekmann. Dazu kommen weitere Verfahren, die Diekmann aber alle gewonnen hat. »Man klagt so lange, bis einem das Urteil passt. Natürlich geht es darum, uns mürbe zu machen«, sagt er. In der Sache ist er aber grundsätzlich optimistisch. »Seit den anderen Klage hat sich ja nichts verändert. Wir haben ja immer noch gültige Mietverträge und wir halten uns an Recht und Gesetz.«
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Dass der Vermieter das Haus wirklich leerziehen will, zeigt sich auch mal wieder Ende Juli: Ein Mieter zieht aus. »Wir haben die Wohnung zusammen ausgeräumt«, berichtet Diekmann. Direkt danach bekommen zwei Männer den Wohnungsschlüssel, gehen in die Wohnung und teilen dem Hausverwalter mit, man sei an der Wand gewesen und das Wasser laufe. Das Bad ist komplett zerstört, die Fenster aus den Rahmen gerissen. Wasser läuft in die Stockwerke darunter. Dem »Tagesspiegel« teilt der Vermieter dazu mit: »Diese Wohnung sollte Obdachlose nicht ›einladen‹ sich dort widerrechtlich ›einzunisten‹.«
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Bild des Tages
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Zurück in die Zukunft: Zum Tag des offenen Denkmals konnten Besucher das leerstehende Kongresszentrum ICC am Westend besichtigen. | Foto: dpa/Soeren Stache
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Es ist nicht das erste Mal, dass versucht wird das Gebäude unbewohnbar zu machen. Im August 2023 drang ein privater Sicherheitsdienst in das Gebäude ein, tauschte Schlösser aus und zertrümmerte Wohnungen. Seither hat Diekmann, wie die anderen verbliebenen Mieter auch, kein warmes Wasser mehr. Nicht alle Mieter*inne haben diesen dauerhaften Stress ausgehalten. »Wir haben viel verloren, Nachbarn und Lebensqualität«, sagt er. Unterkriegen lassen, wollen sich die Mieter*innen aber nicht. »Wir haben noch einige Sachen in der Pipeline«, sagt er. Und 2026 wird die Nachbarschaftsinitiative Haabersaathstraße 20 Jahre alt. »Das wollen wir mit einem großen Fest feiern.«
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Mit Gerichtsverfahren herumschlagen müssen sich auch zahlreiche Mieter*innen von Vonovia, beziehungsweise Deutsche Wohnen. Ihr erinnert euch vielleicht: Der Konzern ist unzufrieden mit dem Mietspiegel. Vonovia-Boss Rolf Buch hatte Anfang des Jahres erklärt beim Berliner Mietspiegel werde »getürkt«. Die Unternehmenslösung: »Wohnwertsteigernde Merkmale«, die nicht im Mietspiegel aufgeführt sind, werden herangezogen, und so höhere Mieten zu begründen.
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Mieter*innen, die sich dagegen wehren, werden verklagt – aber erfolglos. »Wir erleben gerade, dass wir alle Verfahren in dieser Sache gewinnen«, berichtet Jasmina Rühl vom Berliner Bündnis gegen Vonovia & Co. Das ficht Vonovia natürlich nicht an. Der Konzern klagt munter weiter. Die Anwälte, die Vonovia dabei beauftragt, bekleckern sich allerdings nicht mit Ruhm. Das stößt mittlerweile selbst den Gerichten, die sich mit den Verfahren herumschlagen müssen, sauer auf. Warum Ordnungsgelder gegen Vonovia verhängt werden und was Anwaltskaskaden sind, könnt ihr hier lesen.
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Wünscht euch eine Woche ohne Gerichtspost,
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Auch wir Journalist*innen müssen unsere Bohnen verdienen:
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