Muckefuck. Berlin. Links. Ungefiltert.

Freitag, 17. Oktober 2025

Wir brauchen Wissen:
Die Grünen-Fraktion klärt über den Einfluss der Menopause am Arbeitsplatz auf

Wir brauchen die Partei:
Die Bundestagsabgeordnete Katalin Gennburg sieht keinen Widerspruch zwischen radikaler Politik und der Linken

Wir brauchen Geld:
Das »nd« ist akut gefährdet und braucht eure Unterstützung
Julia Meier
Guten Morgen,

trotz der Literatur von Charlotte Roche, viel Werbung für Periodenslips und erster Debatten um Mentstruationsurlaub im EU-Parlament bleibt der weibliche Zyklus für viele ein Mysterium. Insbesondere am Arbeitsplatz machen Scham mit einer Mischung aus Unwissenheit das Thema oft noch zum Tabu. Ein Antrag der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus will das ändern: Er thematisiert die Arbeitsbedingungen von Frauen in der Menopause.

Der »Muckefuck« hat sich den Antrag für euch angeschaut. Darin heißt es, dass rund eine halbe Millionen Berlinerinnen derzeit in den sogenannten Wechseljahren sind, in denen die Funktion der Eierstöcke wechselt. Statt Eizellen zu produzieren und die Menstruation zu regulieren, dient das Organ nach der Umstellung nur noch dem Körper, in dem es sich befindet. Für die meisten ist dieser Prozess stressig: Studien verweisen darauf, dass über 90 Prozent der Frauen Beschwerden haben. Sie leiden unter Erschöpfung, Schlafstörungen, Depressionen und Hitzewallungen.

»Neben den persönlichen Belastungen entstehen auch erhebliche wirtschaftliche Schäden, etwa durch Arbeitsausfälle. Unbehandelte Wechseljahresstörungen führen dazu, dass die Frauen sich weniger konzentrieren können«, heißt es in dem Antrag der Grünen-Fraktion. Diese fordert das Abgeordnetenhaus auf, bis zum Ende des Jahres einen Aktionsplan zu beschließen, um die Menopause und das Arbeitsleben besser zu vereinen. Der Aktionsplan soll eine Infokampagne für Arbeitgeber*innen enthalten und die Studie »MenoSupport« fortführen.

Die »MenoSupport«-Studie der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht war die erste, die Daten zum Erleben der Wechseljahre im Arbeitskontext gesammelt hat – doch sie war nur bis 2024 finanziert. Aus den Ergebnissen des Forschungsprojekts wurden Handlungsanweisungen für Unternehmen formuliert. Diese umfassen zum Beispiel flexiblere Arbeitszeiten, Sportangebote, gesunde Kantinen, sowie psychosoziale Beratung. Weniger arbeiten gehört selbstverständlich nicht dazu! :-)

Die Grünen-Fraktion sieht in den Ergebnissen einen Handlungsleitfaden für private Unternehmen und den öffentlichen Dienst. Und was macht der Senat? Eine Antwort auf eine Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Bahar Hanghaipour (Grüne) zeigt: wenig. In der Antwort der Senatsverwaltung für Arbeit vom 8. Oktober heißt es, man plane »derzeit keine landesweiten Informationskampagnen und Sensibilisierungsmaßnahmen zu diesem Thema«. Man prüfe auch keine gesetzlichen Änderungen im Umgang mit den Wechserljahren am Arbeitsplatz. Grund sei, dass sich das Thema aktuell noch in der Phase der »Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung« befinde und mögliche gesetzliche Maßnahmen erst nach weiteren wissenschaftlichen Erkenntnissen sinnvoll erörtert werden können.

Bild des Tages

Was Bernie sagt. | Foto: Meming Wiki

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nd bleibt hoffnungsvoll

Die Katze beißt sich also in den Schwanz: Wo kein Geld für die Forschung und Aufklärung, fehlt es Politik und Gesellschaft an Wissen. Wo kein Wissen, keine Diskussionsgrundlage. Die braucht es aber, um politische Forderungen zu stellen und Gesetzesänderungen auf den Weg zu bringen.

Eine, die sich mit den Zyklen der parlamentarischen Politik bestens auskennt, ist Katalin Gennburg. Die Abgeordnete sitzt seit März für die Linksfraktion im Bundestag, zuvor war sie neun Jahre lang im Abgeordnetenhaus – beide Male als stadtentwicklungspolitische Sprecherin. Unser Experte zum Thema, David Rojas Kienzle, hat die Abgeordneten interviewt. Warum sie in reformpolitischen Kämpfen im Parlament und linksradikalen Kämpfen auf der Straße keinen Widerspruch sieht, lest ihr hier.

Zu guter Letzt und in eigener Sache: Wie ihr wisst, ist der »Muckefuck« Teil der Tages- und Wochenzeitung »nd«. Zum Jahresende steht das »nd« vor einer Finanzlücke von 150.000 Euro. Dennoch bleibt es bei der Überzeugung: kein Ausschluss durch Paywalls, sondern freier Zugang zu linkem Journalismus für alle – wie mit dem »Muckefuck«. Damit das so bleiben kann, brauchen wir jetzt Unterstützung. Jede Spende hilft, das »nd« auch morgen noch herauszugeben. Spenden unter diesem Link.

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Jule Meier, Team Hauptstadtregion
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Und später:

Heute um 16 Uhr,
Spore Initiative
Hermannstraße 86

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»Klassentreffen« ist ein Podcast über Klasse, Krise und Kultur mit Olivier David. Jeden Monat neu auf
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