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Ihre Tagesvorschau für den 2. August 2024

Karlen Vesper
Ressort Feuilleton

Liebe Leserinnen und Leser,

vor 80 Jahren, am 2. August 1944, wurde das sogenannte Zigeunerlager in Auschwitz von der SS aufgelöst und alle dort noch befindlichen Häftlinge in die Gaskammern gejagt. 2015 erklärte das Europäische Parlament diesen Tag zum Gedenktag für die ermordeten Sinti und Roma - für die Sinteza Dotschy Reinhardt „ein historischer Moment“. Dennoch ist die Vorsitzende des Landesverbandes der Sinti und Roma Berlin überzeugt, dass noch viel zu tun ist, die Erinnerung an die Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma unterm Hakenkreuz lebendig zu halten, die vielen Deutschen und Europäern kaum bekannt ist.

Die beste Prävention gegen Antiziganismus ist Bildung“, betont Dotschy Reinhardt, eine erfolgreiche Interpretin von Jazz und Gypsy. „Der Antiziganismus ist ein Phänomen, das von rassistischen bis romantisierenden Fremdnarrativen über Sinti und Roma bestimmt ist. Antiziganismus funktioniert auch ohne Sinti und Roma.“ Die größte Gefahr gehe aber nach wie vor von rechtsradikalen Personen und Parteien aus. Dotschy Reinhardt, die selbst Familienangehörige während der NS-Zeit verloren hat, nimmt an der zentralen Gedenkfeier für die ermordeten Sinti und Roma an diesem Freitag in der KZ Gedenkstätte Auschwitz teil.

Ich habe eine kurze Chronik der Verfolgung der Sinti und Roma unterm Hakenkreuz aufgeschrieben, in der auch deutlich wird, dass nicht alle Deutschen dem Antiziganismus verfallen waren. Das bis heute populäre Kinderbuch von Alex Wedding „Ede und Unku“ ist ein Zeugnis dafür.

Am 2. August gibt es in der Bundesrepublik vielerorts Gedenkfeiern und Kundgebungen, darunter mit Zeitzeugen und Überlebenden im ehemaligen Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. In Berlin nutzen Roma-Organisationen den Europäischen Gedenktag, um sich erneut für den vollständigen Erhalt des Mahnmals für die ermordeten Sinti und Roma in Berlin einzusetzen. Dieses ist durch den geplanten Bau der S-Bahn-Linie 21 von Eingriffen bedroht. Der eigenen historischen Verantwortung gerecht zu werden, heißt auch, die Ansprüche an einen würdevollen Gedenkort ernst zu nehmen, kommentiert meine Kollegin Lola Zeller.

Treten auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, mit uns für ein würdiges Gedenken ein und gegen Relikte eines mörderischen Antiziganismus.

Dies wünscht sich
Karlen Vesper aus dem Ressort Feuilleton

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