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Ihre Tagesvorschau für den 16. August 2024

Hendrik Lasch
Ressort Politik

Liebe Leserinnen und Leser,

was würden Sie vermuten: Soll sich ein Verein wie der Sächsische Flüchtlingsrat zur Asylpolitik in der Bundesrepublik äußern dürfen? Ich würde meinen: Was denn sonst?! Der Landesrechnungshof im Freistaat ist allerdings anderer Meinung, zumindest, wenn der Verein weiter Fördergeld aus der Landeskasse erhalten will. Dann müssten er und vergleichbare Initiativen der Zivilgesellschaft sich aller politischen Äußerungen enthalten, schrieb die Behörde im März in einem Bericht, der bei den Engagierten für enorme Verunsicherung sorgte.

Jetzt gibt es darauf eine Erwiderung, die ähnlich harsch ausfällt wie der Bericht der Kassenprüfer. Diese hätten „übergriffig“ gehandelt und ihre Kompetenzen weit überschritten, hieß es bei der Vorstellung eines Gutachtens, das der renommierte Verfassungsrechtler Friedhelm Hufen erstellt hat und aus dem klar hervorgeht: Auch wenn sie Kohle vom Staat erhalten, dürfen Demokratievereine Ross und Reiter benennen, wenn sie Gefahren für die freiheitlich-demokratische Grundordnung erkennen. Und wenn die von einer Partei ausgehen, darf man mit dem Finger auf sie zeigen. Damit nimmt Hufen nicht zuletzt der AfD den Wind aus den Segeln, die unter Hinweis auf ein angebliches Neutralitätsgebot versucht, die Zivilgesellschaft in Sachsen mundtot zu machen.

Leider finden die Argumente von Rechnungshof und AfD inzwischen auch in den Förderrichtlinien des sächsischen Sozialministeriums Widerhall. Auch dort ist von parteipolitischer Neutralität die Rede. Die zivilgesellschaftlichen Vereine appellieren, das zu ändern. Ob sie gegebenenfalls auch klagen, ist wegen der hohen Kosten fraglich.

Weil ohnehin unklar ist, ob und wie die Zivilgesellschaft nach der Landtagswahl am 1. September weiter gefördert wird, schauen sich manche Vereine mittlerweile nach Menschen um, die sie dauerhaft mit Zuwendungen unterstützen. Der Sächsische Flüchtlingsrat hat sich das Ziel gestellt, bis zum Wahltag 100 Spender zu finden – und teilte jetzt mit, dass 87 schon gewonnen seien. Falls Sie für die engagierte Arbeit etwas übrig haben, finden Sie Näheres hier.

Eine aufschlussreiche Lektüre wünscht
Hendrik Lasch
nd-Korrespondent in Sachsen

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