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Ihre Tagesvorschau für den 29. Oktober 2024

Matthias Monroy
Ressort Politik

Liebe Leser*innen,

die Zahl der von der Polizei in Deutschland Erschossenen ist vergangene Woche mit 17 Toten auf ein Jahrhunderthoch gestiegen – und das, obwohl das Jahr noch längst nicht zu Ende ist. Den zuletzt höchsten Wert verzeichnete die Statistik im Jahr 1999 mit 19 Opfern nach einem polizeilichen Schusswaffengebrauch. Das zuletzt am wenigsten tödliche Jahr war 2014 mit sieben Opfern. Die Angaben stammen aus einer online geführten Chronik der Fachzeitschrift »Bürgerrechte & Polizei/CILIP«, über die ich auf den Politik-Seiten berichte.

Gewöhnlich bleiben die schießenden Polizist*innen straffrei. Von Bedeutung ist deshalb ein in Dortmund vor dem Landgericht laufender Prozess gegen fünf Beamt*innen, die am 8. August 2022 den jungen Geflüchteten Mouhamed Dramé mit Pfefferspray und Taser traktiert und schließlich mit einer Maschinenpistole erschossen haben. Darüber berichten wir fortlaufend. Noch mehr Informationen liefert der auch journalistisch wertvolle Blog des Solidaritätskreis Justice4Mouhamed, auf dem auch regelmäßig Prozessberichte veröffentlicht werden.

Dramé starb nach fünf Schüssen aus der Maschinenpistole von Fabian S. Seit einigen Wochen tingelt der Polizeikommissar durch die Politik-Redaktionen deutscher Zeitungen und Sender und berichtet über seine Gefühle zum Tod des jungen Geflüchteten. Das ist sein gutes Recht, es belegt aber auch die Einseitigkeit vieler Medien. Ein Beitrag von Spiegel TV geht darüber noch hinaus und rückt das Opfer sowie einen Autor des »nd« in ein schlechtes Licht. Ihm wird unterstellt, die Polizei zu hassen und entsprechend zu berichten. Mit derlei Niedertracht tragen die Macher*innen der Spiegel-TV-Reportage aus meiner Sicht eine Mitverantwortung an dem aufgeheizten Klima, in dem Polizist*innen immer schneller zur Waffe greifen.

Eine nachdenkliche Lektüre wünscht
Matthias Monroy aus dem Politikressort

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nd bleibt gefährdet

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