nd.Kompakt

Ihre Tagesvorschau für den 17. Januar 2025

Cyrus Salimi-Asl
Ressort Politik

Liebe Leser*innen,

die halbe Welt freut sich über die Einigung für eine Waffenruhe im Gazastreifen - zu Recht. Aber der Deal zwischen der israelischen Regierung und der Hamas ist kompliziert und bietet viel Spielraum für Sabotage. Die Waffenruhe ist noch nicht mal in Kraft und schon gibt es die ersten Störversuche. So hat der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu der Hamas vorgeworfen, sich von einigen Punkten des Abkommens zurückgezogen zu haben. Die Hamas hat diese Vorwürfe umgehend zurückgewiesen. Die Anschuldigungen entbehrten »jeder Grundlage«, sagte ein Hamas-Vertreter.

Das hindert die Menschen im Gazastreifen jedoch nicht daran, die Einigung zu feiern. Nach 15 Jahren Krieg, Hunger, Krankheiten und Tod freuen sich die Überlebenden auf ein halbwegs normales Leben zwischen Trümmern. Weniger enthusiastisch zeigen sich die Angehörigen der Geiseln. Sie fürchten, dass am Ende doch nicht alle freikommen, weil das Abkommen zu viele Fallstricke aufweist. Und dass Netanjahu die Sitzung seines Sicherheitskabinetts verschoben hat, ist kein gutes Zeichen, muss dieses doch das Abkommen absegnen.

Der größte Unsicherheitsfaktor sind die rechtsextremen Parteien in der israelischen Regierungskoalition. Sie lehnen den Deal ab, wollen den Krieg bis zum Sieg weiterführen, die Hamas vernichten. Auf diese Ziel hat auch Netanjahu ganz Israel eingeschworen. Sein Mantra lautet: Mit dem Krieg im Gazastreifen, dessen genozidaler Charakter von Menschenrechtsorganisationen festgestellt wurde, werde man die Hamas endgültig ausschalten. Diese Propagandaerzählung tischte Netanjahu auch seinen wichtigsten Verbündeten USA und Deutschland auf, um das wahllose Töten Tausender Zivilisten zu rechtfertigen. Die Gegendarstellung liefert ausgerechnet US-Außenminister Antony Blinken: Die Hamas konnte ihre personellen Verluste zu 100 Prozent durch Neurekrutierung ersetzen. Da wird sich auch die Bundesregierung ein paar Fragen stellen müssen, denn sie hat den Krieg mit seinen über 45.000 Toten willentlich unterstützt.

Eine informative Lektüre wünscht
Cyrus Salimi-Asl

Anzeige

nd bleibt

Lesen Sie außerdem:

Ines Schwerdtner: »Unser Fokus sind Klassenkämpfe«

Ines Schwerdtner: »Unser Fokus sind Klassenkämpfe«
Dass SPD und Grüne im Wahlkampf ihre soziale Ader entdecken, ist unglaubwürdig, meint die Linke-Vorsitzende Ines Schwerdtner. Beim BSW könne sie sich nicht mehr vorstellen, »mit denen in einer Partei gewesen zu sein«.

Interview: Wolfgang Hübner, Pauline Jäckels

mehr »

Russisch-Iranisches Abkommen: Alles außer Soldaten

Spätestens seit Beginn des Ukraine-Krieges und der internationalen Isolation rückt Russland wieder näher an den Iran. Die Zusammenarbeit mündet jetzt in ein Partnerschaftsabkommen.

Daniel Säwert

mehr »
Russisch-Iranisches Abkommen: Alles außer Soldaten

»Sicherheit in Syrien ist nicht garantiert«

»Sicherheit in Syrien ist nicht garantiert«
Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl fordert eine Bleibegarantie für Syrer*innen und eine Rückkehrmöglichkeit für Menschen ohne sicheren Aufenthaltsstatus.

Pauline Jäckels

mehr »
UNTEN LINKS
Mit dem Klima ist auch der Winterschuh in der Krise. Er wird in tendenziell schneelosen Zeiten kaum noch getragen. Auch weil er so schwer am Fuß hängt. Außerdem zieht er einen optisch runter, als wäre man auf Wanderschaft in den Bergen. Was soll man damit, wenn man sowieso das ganze Jahr über Turnschuhe trägt? Man soll sich damit zum Beispiel vor nassen Füßen bewahren. Denn wenn es im Winter ausnahmsweise doch einmal schneit und dann ruckzuck wieder schmilzt, weil es nicht mehr kalt genug ist, muss man durch Schneematsch waten. Ein Gefühl, als sei man in einen Bach gesprungen, dabei wollte man doch darüber hinwegjumpen. Danach muss man seine Turnschuhe drei Tage lang trocknen, verdammt. Passiert auch im Regen, den gibt es ja immer noch. Drafi Deutscher hat es gewusst: »Weine nicht, wenn der Regen fällt, es gibt einen, der zu dir hält«. Es war der Winterschuh.

Christof Meueler

Anzeige

Genossenschaftsmitglied werden

Das Feuerwetter und der Mensch

Waldbrände nehmen weltweit zu. Der Grund dafür ist der Klimawandel in Verbindung mit Siedlungs- und Wirtschaftstätigkeit.

Jörg Staude

mehr »
Das Feuerwetter und der Mensch

Wenn das Gehirn zu Boden klatscht

Wenn das Gehirn zu Boden klatscht
Wie die autoritäre Formierung der Gesellschaft funktioniert und was das mit Donald Trump zu tun hat, offenbart eine satirische Erzählung des US-Schriftstellers George Saunders, die jetzt auch auf Deutsch vorliegt.

Thomas Blum

mehr »

Illustration: Teresa Habild

Ihre Redaktion nd.Kompakt
Online oder in Ihrem Briefkasten.
twitter instagram facebook website youtube email 
Sie möchten nd.Kompakt nicht mehr erhalten? Sie können sich hier abmelden.

© 2024 nd.Genossenschaft eG, alle Rechte vorbehalten.
Der Schutz Ihrer Daten ist uns wichtig: Datenschutzerklärung

nd.Genossenschaft eG
Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin, Deutschland
Registergericht: Amtsgericht Berlin-Charlottenburg GnR 957 B
Umsatzsteuer-ID: DE 349 552 555