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Ihre Tagesvorschau für den 23. Januar 2025

Matthias Monroy

Matthias Monroy
Ressort Politik

Liebe Leserinnen und Leser,

mit der Kollegin Pauline Jäckels fühlt das »nd« der Bundesregierung regelmäßig bei den Bundespressekonferenzen auf den Zahn. Das ist sehenswert und oft dokumentiert auf dem Youtube-Kanal des Podcasters Tilo Jung. Auf den dreimal wöchentlich stattfindenden Veranstaltungen treten neben Ministeriumssprecher*innen auch Angehörige des Bundespresseamtes auf, um Fragen der Journalist*innen zu beantworten.

Leiter des Bundespresseamtes war ab 1952 – mit einer kurzen Unterbrechung – für zehn Jahre Felix von Eckardt. Mit dem possierlichen Satz »Der Tierfreund hielt in seinem Amtszimmer Vögel und Zierfische« wurde er bis vor Kurzem auf einem netten Bild durch das Amt präsentiert. Doch das erzählt nur einen Teil der Wahrheit – nämlich jenen, der bequem zu erzählen ist. Von Eckardt schrieb im Zweiten Weltkrieg Drehbücher für NS-Propagandafilme, die vom Propagandaminister Joseph Goebbels ausgezeichnet wurden. Das Bundespresseamt sieht sich nun genötigt, einige Details zur braunen Vergangenheit seines Ex-Sprechers hinzuzufügen. Doch die Formulierungen bleiben verharmlosend. Pauline Jäckels hat sich das angesehen und fragt sich, ob eine Gesellschaft, die sich ihrer Vergangenheit so selektiv stellt, wirklich aus ihr gelernt hat.

Auch im Bundeskanzleramt wird mit verschiedenem Maß gemessen. Olaf Scholz forderte im Bundestag jüngst eine »klare Kante« gegen Antisemitismus und meinte damit das Verbot propalästinensischer Proteste. Doch im eigenen Haus hängt ein Porträt von Hans Globke, einem der Hauptverantwortlichen für die gesetzliche Grundlage des Holocausts. Das Bild wurde 2020 durch ein erklärendes Schildchen ergänzt, das Globkes Mitwirkung an den Nürnberger »Rassengesetzen« erwähnt – jedoch vieles ausblendet: seine Rolle bei der Gleichschaltung Preußens, die Deportation griechischer Jüd*innen und seine Funktion als »rechte braune Hand« Adenauers. Dass dieses Porträt weiterhin hängt, wundert unseren Autor Nathaniel Flakin, denn für eine echte Aufarbeitung der NS-Zeit steht auch das nicht.

Eine aufschlussreiche Lektüre wünscht
Matthias Monroy aus dem Politikressort – und vergessen Sie nicht den Blick auf Youtube!

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