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Ihre Tagesvorschau für den 28. April 2025

Matthias Monroy

Matthias Monroy
Ressort Politik

Liebe Leser*innen,
nachdem ein Polizist am Ostersonntag früh in Oldenburg Lorenz A. von hinten erschoss, haben dort an die 10.000 Menschen um den 21-Jährigen getrauert. Für viele in der Stadt reißt der Tod des jungen Schwarzen Deutschen ein tiefes Loch – das haben seine Freund*innen auf einer Kundgebung vor einer großen Demonstration deutlich gemacht. Besonders schlimm ist dies für seine Mutter, die es deshalb nicht selbst auf die Versammlung geschafft hat. »Sie kann nicht essen, sie kann nicht schlafen. Ihr wurde alles genommen, wofür sie je gelebt hat«, berichtet eine Freundin mit erstickter Stimme.

Bei aller Wut und Trauer ist es aber auch seit Langem in Deutschland beispiellos, dass sich so spontan und in so großer Zahl Menschen in einer Stadt versammelten, wo tödliche Polizeischüsse erfolgten. Das berichtet für das »nd« unser Autor Friedrich Kraft, der nach der Tat nach Oldenburg gereist war. Ebenfalls auffällig ist nach seiner Schilderung, dass die Staatsanwaltschaft nicht nur wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt, sondern ein Verfahren wegen des Verdachts auf Totschlag gegen den Schützen eingeleitet hat. Ob der Fall auch zur Anklage kommt, ist aber fraglich: In Deutschland hat es bisher kaum Strafprozesse gegen Polizist*innen wegen Totschlags gegeben.

Bundesweit gab es am Freitag und am Wochenende Proteste wegen der hinterrücks abgegebenen Todesschüsse auf Lorenz A. Auch 100 Menschen in Hamburg haben auf einer Kundgebung gegen den Krieg im Sudan des Opfers von Oldenburg gedacht und Aufklärung gefordert. Über diese internationale Solidarität berichten Chiara Boy und Lara Wörner.

Was mich betroffen macht: Der Tod von Lorenz A. ist kein Einzelfall – so war es auch auf den Protestversammlungen allerorten zu lesen und zu hören. Jedes Jahr erschießt die Polizei in Deutschland im Durchschnitt elf Menschen. Seit letztem Jahr steigen die Zahlen jedoch rapide an - dieses Jahr sind es sogar schon in den ersten vier Monaten elf Opfer.

Das muss nicht nur für die Polizei, sondern auch für die Politik Konsequenzen haben, meint
Ihr Matthias Monroy aus dem Politikressort

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